Totti ist blind. Lässt sich sein Augenlicht noch retten?
Totti wurde nahe eines Dorfes zwischen Sassari und Nuoro auf der Straße gefunden. Er war wohl von einem Auto angefahren worden, und - wie so üblich - hatte man ihn einfach liegengelassen. Er hatte keine äußeren Verletzungen, schien aber völlig desorientiert, und so brachte ihn sein Finder zu einem Tierarzt. Der stellte dann fest, dass Totti blind ist. Die erste Vermutung war - weil auch sein Schädel leicht deformiert aussah -, dass er bei dem Autounfall am Kopf getroffen worden war und deshalb nichts mehr sehen konnte.
Eine unserer Kolleginnen erfuhr dann auf Umwegen vom Schicksal dieses armen Hundes. Ihr ließ die Sache dann keine Ruhe, und sie veranlasste weitere Untersuchungen. Totti wurde geröntgt, und man erhoffte sich Aufschluss darüber, was dem armen Hund passiert war. Aber was man dann sah, hatte man nicht erwartet: Weil das Röntgengerät nicht einwandfrei funktioniert, war zunächst auch nicht ganz klar, um was es sich bei den merkwürdigen, komisch geformten Fremdkörpern in seinem Körper handelte, die man auf den Bildern erkennen konnte. Erneute Aufnahmen brachten dann die Gewissheit: In Tottis Körper - vom Kopf bis zu seinen Hoden - steckten Unmengen von Projektilen. Es muss massiv auf ihn geschossen worden sein. Allerdings muss dieser Vorfall schon länger zurückliegen, denn es waren keine Einschusswunden mehr erkennbar. Nur, dass eben dort, wo sein Kopf so eingedellt erschient, auch ein Projektil saß. Wahrscheinlich ist Totti also nicht durch den Autounfall erblindet, sondern hat den Unfall erlitten, weil er blind war. Dass er nicht längst von einem Auto totgefahren worden war, grenzt an ein Wunder, denn er muss schon länger so hilflos unterwegs gewesen sein.
Als man die Projektile in seinem Hodensack erkannte, war auch klar, warum Totti nicht richtig sitzen konnte, sondern sich immer ganz verschränkt und vorsichtig niederließ. Er muss unglaubliche Schmerzen gelitten haben.
Da man nicht wusste, ob er überhaupt eine Narkose vertragen würde, da die Projektile vermutlich sein Nervensystem geschädigt hatten, zögerten die Ärzte zunächst, ihn zu operieren. Aber dann entschied man, ihn doch zumindest zu kastrieren, um diese Projektile sowie ein Projektil aus dem Oberschenkel zu entfernen. Diese Operation hat Totti nun glücklicherweise überstanden. Aber wir wissen noch nicht, ob sein Augenlicht vielleicht doch noch gerettet werden kann oder ob die Sehnerven irreparabel zerstört sind. Bislang haben wir noch keinen Spezialisten vor Ort gefunden, der uns hierzu etwas hätte sagen können. Und - ehrlich gesagt - wir haben auch wenig Vertrauen in die dortige Tierärzteschaft. Das hat nichts mit Überheblichkeit oder Besserwisserei zu tun, sondern entspringt einfach unseren zahlreichen Erfahrungen, die wir bei Verletzungen oder Krankheiten, die über das "Normale" hinausgehen, machen mussten.
Totti ist ein wunderbarer, freundlicher, sehr aktiver Hund. Ob wir sein Augenlicht retten können, wissen wir nicht. Dazu müssen wir ihn erst mal nach Deutschland holen und Spezialisten zu Rate ziehen. Es muss auch entschieden werden, welche Projektile unbedingt noch entfernt werden müssen, um weitere Schäden zu verhindern. Was dann finanziell auf uns zukommt, steht in den Sternen. Und wer nimmt Totti in Pflege nach einer eventuell notwendigen Operation? Oder wer ist bereit - falls sein Augenlicht nicht zu retten ist und er blind bleibt -, Totti für immer das passende Zuhause zu geben, in dem er sicher, aber trotzdem aktiv und fröhlich leben kann?
16. März 2018:
Der tolle Totti durfte vor kurzem auf seinen deutschen Pflegeplatz reisen. Er ist ein aufgeschlossener, durchweg freundlicher und agiler Hund. Im Haus merkt man ihm sein Sehbehinderung kaum an. Er fordert den vorhandenen Rüden gerne zu einem Spielchen auf oder beschäftigt sich mit seinem Spielzeug, dass er sicher mit seiner Nase findet. Natürlich sollten Möbel nicht ständig umgestellt werden, oder viele Dinge auf dem Boden herumliegen. Draußen muss ihm seine neue Familie wegen seines Handicaps eine gute Führung zum Beispiel beim Treppen steigen bieten, bis er diese kennengelernt hat. Teilweise reagiert Totti noch unsicher bei neuen Situationen oder lauten plötzlichen Geräuschen. Orientierung und Sicherheit könnte ihm auch ein souveräner weiterer Hund im Haushalt bieten.
Kürzlich wurden tolle Bilder geknipst, mit denen Totti vielleicht sein eigenes Zuhause findet. Fotografin Isabelle Richert hatte sich für ein ehrenamtliches Shooting angeboten. Ein herzliches Dankeschön an dich, liebe Isabelle. Wir hoffen sehr, dass dank deiner tollen Bilder Tottis Zuhause nicht mehr lange auf sich warten lässt :-) Allen Menschen gegenüber ist Totti freundlich gesinnt und fordert dort auch gerne seine Streicheleinheiten ein. Spaziergänge findet Totti auch richtig toll und es heißt "immer der Nase nach!" :-) Er erforscht neugierig seine Umgebung, interessiert sich für Spuren, wobei die hervorragend funktionierende Nase eingesetzt wird.
Anderen Hunden begegnet er sehr freundlich. Er hat schon so manchen neuen Kumpel auf seinen Spaziergängen mit Pflegefrauchen gefunden. Er wird dabei an einer Schleppleine geführt, die ihm einen gewissen sicheren Bewegungsradius ermöglicht. Totti ist übrigens auch von Anfang an stubenrein und fährt problemlos im Auto mit. Mit dem vorhandenen Rüden kann er auch bereits für ein, zwei Stunden alleine bleiben.
Die Untersuchungen bezüglich seiner Blindheit sind momentan noch nicht abgeschlossen (Ende März hat er seinen Termin beim Augenspezialisten). Festzustellen ist jedoch: Auch wenn Totti blind bleibt, will und wird er ein ganz normales Hundeleben führen und ein traumhafter Begleiter sein.
31. März 2018: Totti wurde nun beim Augenspezialisten vorgestellt und es hat sich leider bestätigt, dass er auf beiden Augen blind ist und eine OP oder Behandlung nicht möglich ist. Am linken Auge hat er eine starke Trübung, ein Katerakt. Der Augendruck sollte hier nun regelmäßig (alle drei Monate) kontrolliert werden um auszuschließen, dass sich ein Glaucom entwickelt. Rechts sind Einblutungen im Auge. Woher das stammen könnte, lässt sich nicht feststellen.
Trotz der traurigen Diagnose sind wir dennoch glücklich, dass Totti wunderbar mit seiner Blindheit zurechtkommt. Er ist ein lieber und freundlicher Hund, war sehr brav beim Tierarzt und hat mit seiner charmanten Art alle um die Pfötchen gewickelt.
Wenn Sie dem wundervollen Totti die Chance auf ein schönes Leben in einer eigenen Familie geben möchten, dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht.
Auf welche Weise Sie auch helfen möchten: Wir danken Ihnen schon heute im Namen Totti von ganzem Herzen.
30. Juni 2018: Totti hat es geschafft, einen tollen Platz für sein Körbchen zu finden. Er lebt nun bei einem sehr tierlieben Paar in Hamburg und muss sich das Sofa lediglich mit den vorhandenen Katzen teilen. Ein eigener Hund war ein lang gehegter Wunsch, nun ging er mit Totti in Erfüllung. Frauchen Mutter wohnt direkt gegenüber und freute sich schon sehr darauf, den lieben Kerl tagsüber zu versorgen und mit ihm spazieren zu gehen. Auch die Urlaubsreisen werden zukünftig nur noch mit Totti an Bord geplant. Die ersten Rückmeldungen sind absolut positiv, er ist - kurz gesagt - "einfach nur ein Schatz". Wir freuen uns sehr darüber, dass erneut eines unserer Notfellchen eine liebe Familie gefunden hat und trotz der körperlichen Einschränkung bedingungslos geliebt wird.