Das Rifugio ist immer voll, ein Aufatmen kennen sie in der LIDA nicht. Nach wie vor sind die wirtschaftlichen Probleme, in die viele Sarden durch die Corona-Maßnahmen geraten sind, nicht überwunden. Manche Leute geben ihr Tier persönlich ab und bitten um Hilfe, manche stellen sie einfach im Karton vor das Tor der LIDA oder binden sie dort an. Und die Touristensaison hat begonnen … es vergeht daher kaum ein Tag, an dem keine Tiere gefunden und abgegeben werden. Außerdem werden von den Helfern der LIDA ebenfalls zahlreiche Streuner aufgelesen. Niemand wird abgewiesen, auch wenn man im Rifugio wie immer am Rande des Belastbaren ist.
Aktuell ist die Situation besonders dramatisch: Wie auch unsere anderen Partner wird das Rifugio der LIDA überschwemmt mit Welpen. Und es gibt auch immer wieder besonders traurige Fälle, die uns fassungslos machen.
Eine Hundemama hatte ihre Babys im Dorf Osseddu zur Welt gebracht. Sie war in traurigem Zustand, und ihre Kleinen ebenfalls. Und jemand fühlte sich dann durch die Hundefamilie gestört, nahm ihr die Kleinen weg, die schon an Räude erkrankt waren, und „entsorgte“ sie in Monte Pino. Es gab dann Hinweise von Anwohnern, die von der Aktion erfuhren und denen das Schicksal der Kleinen dann doch irgendwie leid tat, und so machten sich LIDA-Helferinnen umgehend auf den Weg, um die Babys zu suchen. Und glücklicherweise fanden sie die Geschwister auch, sie hockten immer noch in der Box, es ging ihnen richtig schlecht, sie waren ausgehungert und dehydriert: Es war Rettung in letzter Minute, und sie wurden sofort ins Rifugio gebracht, wo man sich liebevoll um sie kümmerte und sie päppelte.
Dann machten sich die Helferinnen wieder auf, um auch die Mama zu retten. Sie hatte im Dorf verzweifelt nach ihren Kindern gesucht, war dann aber verschwunden. Es wurden Aufrufe gestartet, ob sie gesichtet wurde, und dann – endlich – die Nachricht, dass man sie in Golfo Aranci gesehen hatte – also viele Kilometer entfernt von Osseddu. Es wird vermutet, dass sie in ihrem schlechten Zustand diesen Weg nicht zu Fuß zurücklegen konnte, sondern dass man sie dort hingebracht und ihrem Schicksal überlassen hat. Wie kann man so boshaft und niederträchtig mit hilflosen Tieren umgehen!
Nach einigen Versuchen konnte dann auch die Mama eingefangen und ins Rifugio gebracht werden: Zehn Tage nach ihrer Trennung konnte die kleine Familie endlich wieder vereint werden. Die Babys waren einen kurzen Moment verblüfft, dann erkannten sie ihre Mama, und es gab kein Halten mehr. Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich.
Das Quintett, das nach dem Fundort die „Pinolinis“ genannt wurde, erholte sich zusehends. Die drei Mädchen Pinka, Prizzy und Pupolina sowie die beiden Buben Pericle und Pomezio sind inzwischen hübsche Hundekinder geworden. Nur Mama, die Elisabetta genannt wurde, macht uns noch sehr große Sorgen. Sie ist nicht nur von der Räude befallen, sie ist auch positiv auf Leishmaniose und Ehrlichiose getestet worden. Der Stress, dem sie auf der Suche nach ihren Kindern in einer völlig fremdem Umgebung ausgesetzt war, hat ihren Zustand natürlich noch verschlimmert. Im Ambulatorio der LIDA wird derzeit um sie gekämpft, und wir wünschen uns mit aller Kraft, dass Elisabetta sich erholt und die Chance bekommt, eine Familie zu finden, die ihr hilft, all das erlittene Leid zu vergessen, und bei der sie ein schönes Hundeleben genießen darf.
Pinka, Prizzy, Pupolina, Pericle und Pomezio sind jedenfalls bereit, in ein neues Leben zu starten. Und wir hoffen, dass sie bald nach Deutschland reisen können, um hier gute Familie zu finden, die ihnen ein tolles Zuhause für immer schenken.
03. September 2022:
Pupolina durfte auf ihren deutschen Pflegeplatz reisen.
10. September 2022:
Auf ihrer Pflegestelle zeigt sich Junghündin Pupolina als eine zwar noch etwas schüchterne, aber dennoch lebhafte Junghündin, bei der man trotz Zurückhaltung schon sieht, dass sie den Schalk im Nacken hat. :-) Pupolina zeigte sich anfangs in vielen Situationen zurückhaltend, dies wird aber immer weniger. Sie braucht einfach noch ihre Zeit, um anzukommen und sich an ihr Umfeld zu gewöhnen. Noch sind ihr die menschlichen Bewegungen oftmals suspekt und sie versteckt sich dann an ihrem Rückzugsort, aber immer öfter läuft sie mit Spielzeug durch die Gegend, erobert das Sofa und erkundet munter ihre Umgebung. Natürlich helfen ihr Leckerchen sehr bei der Eingewöhnung.
06. November 2022:
Leider wartet Pupolina immer noch auf ihr eigenes Zuhause. Sie hat sich mittlerweile super in ihrem Pflegezuhause eingelebt und entwickelt sich zu einer lustigen und lebhaften Hündin, die sich eng an ihre Familie bindet. Sie liebt ausgiebige Spaziergänge in der Natur, geht schön an der Leine und hält dabei immer Kontakt zu ihren Menschen.
Mit den vorhandenen Hunden tobt Pupolina gerne im Garten, mit den im Haus lebenden Katzen gibt es keine Probleme. Das Alleine bleiben muss noch geübt werden, aber für eine kurze Zeit klappt es schon recht gut. Die hübsche Hündin möchte ihrer Familie gefallen und bemüht sich, alles richtig zu machen. Hin und wieder hat sie junghundtypisch natürlich auch noch einige Flausen im Kopf :-)
Fremde Menschen sind Pupolina teils noch etwas unheimlich, aber die Hundeschule und regelmäßige Besuche, bei denen sie immer mit dabei ist, haben sie schon gut vorangebracht. Sie ist vorsichtig, aber neugierig.
13. Dezember 2022:
Pupolina durfte heute in ihr neues Zuhause nach Aschheim ziehen. Dort lebt sie mit Frauchen und dem erwachsenen Sohn in einem Haus mit Garten. In der Familie vor etwas längerer Zeit lebte bereits ein Hund und nachdem nun wieder genug Zeit für eine Fellnase ist, da Frauchen in Rente ist, streckte man die Fühlerchen aus und entdeckte Pupolina, bei der direkt der Funke übersprang. Das erste Kennenlernen war auf beiden Seiten sehr positiv und so durfte sie die Köfferchen packen :-) Auf Pupolina warten tolle Spaziergänge, die Hundeschule, Ausflüge und gemeinsame Urlaube. Laut ersten Rückmeldunge hat sie sich in Windeseile eingelebt und ihren neuen Menschen schnell ihr Vertrauen geschenkt. Wir freuen uns sehr und wünschen Pupolina ein langes und glückliches Hundeleben.