Am Morgen des 22. September 2019 erhielten wir von einem deutschen Paar eine E-Mail mit einem Hilferuf für fünf Katzenkinder, die in einer Plastiktüte am Straßenrand in Olbia gefunden worden waren. Wir versuchten natürlich sofort, einen Pflegeplatz zu finden, was angesichts des Saisonendes, wo uns zahllose Hilferufe erreichen und schon alle Pflegeplätze randvoll sind, nicht einfach ist. Glücklicherweise war das Paar mobil, und als dann das Signal von unserer stets hilfsbereiten Partnerin Paola aus Stintino kam, dass sie die Kleinen aufnehmen würde, machte sich das Paar sofort auf den Weg. So waren die fünf Kitten bereits am Nachmittag in der Obhut von Paola. Herzlichen Dank an dieser Stelle an das deutsche Paar, die sich so lieb gekümmert und dann sogar noch eine großzügige Spende überwiesen haben, um uns zu helfen, die Kosten zu decken.
Die fünf Kleinen waren in ganz erbärmlichem Zustand, sie alle waren nur Haut und Knochen, hatten Schnupfen, die Äuglein waren verklebt und entzündet, und ohne Hilfe hätten sie sicherlich nicht überlebt. Denn trotz der liebevollen und auch fachmännischen Versorgung durch Paola kränkelten die Kleinen weiter. Sie brauchen intensive Pflege und Betreuung rund um die Uhr. Es war ein Auf und Ab, wir bangten alle wochenlang. Zwei der Kleinen – Sabina und Saffira - ging es dann Ende November so schlecht, dass sie mit Infusionen versorgt werden mussten. Und wir waren alle mehr als traurig, als dann die kleine Sabina am Morgen des 1. Dezember über die Regenbogenbrücke ging. Sie war – wie ihre Geschwister – ein ganz entzückendes Katzenbaby gewesen, und wir hatten so sehr gehofft, dass sie es schafft. Saffira war auch noch recht schwach, aber es ging aufwärts, und sie konnte dann auch wieder mit ihren drei Geschwistern Sabino, Samina und Sassina zusammenkommen.
An dieser Stelle nutze ich die Gelegenheit, mal ein paar Hintergrundinformationen zu geben, um zu zeigen, was uns so alles passieren kann. Zunächst einmal: Die Hilfsbereitschaft der Deutschen ist umso höher zu schätzen, denn – wie sich später herausstellte – hatten sie die Katzen gar nicht selbst gefunden, sondern von einem Paar aus der Schweiz, das gerade auf dem Weg zum Flughafen war und nicht wusste wohin mit seinem Fund, die Tüte mit den Katzen übernommen. Sie haben – gerade im Urlaub angekommen - die Kleinen versorgt und sind auf ihrer Suche nach Hilfe bei uns gelandet. Sie haben keine Zeit, Mühen und Weg gescheut und uns zudem noch finanziell unterstützt, um den Findelkindern die Chance aufs Überleben zu geben. Das Schweizer Paar hat sich dann zwar bei uns als die „Lebensretter“ gemeldet und auch signalisiert, dass sie eines der Kitten adoptieren wollten. Die beiden haben auch immer mal wieder nach dem Zustand der Kleinen und nach Bildern gefragt, weil sie unbedingt schon „ihr“ Kitten aussuchen und ihm einen Namen geben wollten. Meine Empfehlung, doch nicht nur ein Kitten zu übernehmen, sondern auch eines der Geschwisterchen, wurde mit der klugen Antwort zurückgewiesen, dass Katzen ja schließlich Einzelgänger seien und sie kein Risiko eingehen wollten, dass die beiden sich dann später nicht mehr verstehen. Aber auf meine Nachrichten, dass es den Kleinen sehr schlecht ginge, dass sie intensiver Pflege beduften und dass wir noch gar nicht absehen konnten, ob sie alle überleben würden, kam keine Reaktion. Und als wir dann Anfang Dezember informierten, wie der Stand der Dinge ist, ihnen Bilder der Überlebenden geschickt und sie informiert haben, dass die Kleinen Mitte Dezember mit uns nach Deutschland reisen werden und wir ihnen ihr Wunschkitten dann gern an einem Treffpunkt in der Schweiz übergeben würden, wurde uns dann die Übernahme des Kittens abgesagt mit der Begründung, dass wir sie – als die „Lebensretter“ der Kleinen – nicht genügend informiert hätten … Wir mussten uns dann sogar noch als „unprofessionell“ beschimpfen lassen.
Ich sage es an dieser Stelle mal klar und deutlich: Ja, man rettet Leben, wenn man Tiere nicht auf der Straße verrecken lässt. Aber mit dem Aufheben ist es nicht getan. Zur Lebensrettung gehört dann entscheidend die weitere Versorgung, und das oft über Wochen und Monate. Wir tun mit unserem Team unser Bestmögliches. In den meisten Fällen, in denen wir helfen, kommt noch nicht mal eine Nachfrage, von einer Spende – und sei sie noch so klein – ganz zu schweigen. Bei uns ist eine Spende auch nicht Voraussetzung, überhaupt zu helfen. Aber das Geld, um die Kosten zu tragen, pflücken wir nicht vom Baum. Wir tun dies alles freiwillig und ehrenamtlich und gern, weil wir Tiere lieben. Wir werden auch weiterhin unser Möglichstes tun. Wir sind aber nicht, wie manche Leute meinen, „dafür zuständig“. Uns angesichts unseres Einsatzes „Unprofessionalität“ vorzuwerfen, ist eine Unverschämtheit. Das musste jetzt einfach mal raus.
Und nun können wir uns wieder dem Wichtigen zuwenden, nämlich unseren Schützlingen:
16. Dezember 2019
Sabino und seine Schwesterchen Samina, Sassina und Saffira konnten gemeinsam mit ihrem Katerfreund Doc Martin nach Deutschland reisen und sind in ihren Pflegestellen eingetroffen.
Januar 2020
Sassina, die sich mit Schwester Samina und Doc Martin eine Pflegestelle teilt, zeigte sich gleich nach der Ankunft als aufgewecktes, verschmustes Katzenkind. Am liebsten flitzen die drei Kleinen durch die ganze Wohnung und spielen mit allem, was sich - nach ihrer Meinung - dafür eignet. Danach liegen sie gern gemeinsam in einem Katzenbett oder auf der Kratztonne.
05. Februar 2020
Sassina und Samina haben ihr Zuhause in Wuppertal gefunden. Die Adoptanten, die sich nach dem Kennenlernbesuch schnell für die beiden Schwestern entschieden hatten, richteten ihre Wohnung liebevoll mit allem ein, was das Katzenherz begehrt - und dann konnten Samina und Sassina ihr Reich in Besitz nehmen. Wir wünschen den beiden Süßen und ihrer Familie viele glückliche gemeinsame Jahre.