Was für ein Glück Cicciopata, wie er tatsächlich genannt wurde, gehörte zu den ältesten Katzen der Kolonie Bea, die von uns versorgt wird. Vor seiner Kastration war er ein ziemlich unleidlicher Geselle, alle Katzen der Kolonie hatten gehörigen Respekt vor ihm. Aber nach der Kastration veränderte er sich völlig: Er strich unserer Kollegin um die Beine, während sie das Futter verteilte, er forderte Streicheleinheiten ein, und er lief ihr hinterher, wenn sie wieder nach Hause ging. Damals überlegten wir zum ersten Mal, ob es nicht gut wäre, den alten Herrn von der Kolonie wegzuholen und ihm ein schönes Zuhause zu suchen. Aber keiner konnte abschätzen, wie er sich in einer Wohnung verhalten würde, also wurde die Gedanken an die Seite geschoben.
Aber dann entschied das Schicksal: Cicciopatata wurde krank, und unsere Kollegin fing ihn ein und brachte ihn zum Tierarzt. Der empfahl, ihn nicht wieder auf die Straße zu setzen. Also kam Cicciopatata zu unserer Kollegin nach Hause. Und da zeigte Cicciopatata sehr schnell, dass er die Annehmlichkeiten häuslichen Lebens sehr wohl zu schätzen wusste. Den Platz auf der Couch hatte er in Nullkommanix erobert und verließ ihn nur noch, um zum Futternapf zu gehen oder das Katzenklo zu benutzen. Die Terrassentür konnte sperrangelweit aufstehen, das interessierte ihn nicht die Bohne. Er wieder nach draußen? In die "Freiheit"? Bloß nicht. (So viel zu den Behauptungen mancher selbsternannter "Katzenkenner", die behaupten, Streuner würden niemals mit Wohnungshaltung zufrieden sein ...)
Tja, da hatten wir Cicciopatata nun zwar in der Wohnung, und es sah so aus, als wäre das auch genau das, was er sich für den Rest seines Lebens vorstellte. Aber woher nun eine Familie für ihn nehmen? Wer sucht sich schon einen alten, kranken und optisch schon ziemlich mitgenommenen Kater aus? Aber, das Glück war Cicciopatata hold: Eine unserer Kolleginnen, bei der gerade ein Plätzchen freigeworden war, wollte unbedingt Cicciopatata ein Zuhause geben. Und so konnte er am 18. Februar die Reise ins neue Leben antreten.
Und hier macht Cicciopatata nun seinem Namen alle Ehre: Frei übersetzt bedeutet er etwa "gemütliche, dicke Kartoffel" oder - wie sein Frauchen bayrisch-derb meint - "fauler Sack". Sein Lieblingsplatz ist der Sessel, Fressen sein größtes Vergnügen. Und wenn sein Frauchen ihn zwangsweise bei schönem Wetter "an die Luft setzt", dann bleibt er exakt dort auf seinem Kissen liegen, bis sie ihn wieder ins Haus trägt ...
Wir freuen uns jedenfalls, dass Cicciopatata nun sein Leben in aller Gemütlichkeit genießt, und danken der lieben Helen, dass sie dem alten Herrn diese Chance geschenkt hat.
18. Juli 2012 Wie glücklich waren wir, als wir am 18. Februar 2012 berichten konnten, dass Cicciopatata ein wunderbares Zuhause gefunden hat. Und nun, genau fünf Monate später, ist Cicciopatata über die Regenbogenbrücke gegangen. Gegen den bösartigen, schnell wachsenden Tumor im Mäulchen hat er selbst mit seiner stoischen Ruhe nicht gewinnen können. Sein Frauchen war bei ihm und hat ihn gestreichelt, bis seine Seele sich auf den Weg gemacht hat.
Ach, lieber Ciccio, wir sind traurig, dass dir nur noch so wenig Zeit vergönnt war. Aber wir sind froh, dass du wenigstens am Ende deines Lebens bei Helen verwöhnt und geliebt wurdest. Wir sind sicher, dass du diese Monate sehr genossen hast.
In unseren Herzen lebst du weiter. Wir werden dich nicht vergessen.