Es sah alles nach einem Happy End aus ... Die drei Geschwister Garko, Genny und Golia wurden an der Straße zwischen Arzachena und San Pantaleo gefunden - ausgesetzt, wie so viele Welpen auf Sardinien. Aber in guter Pflege bei unserer Kollegin vor Ort entwickelten sie sich prächtig, und die kleinen Wonneproppen durften nach Deutschland reisen, in ein neues Leben.
Am 21. Februar 2013 zog Genny bei ihrer neuen Familie ein, die sich nach dem tragischen Verlust ihrer Hündin im vergangenen Jahr endlich wieder für ein neues Familienmitglied bereit fühlte. Eine kurze Zeit ging alles gut, alle Beteiligten waren glücklich, die ersten Fotos zeigten nur strahlende Gesichter. Doch dann die Ernüchterung: Die kleine Genny war der neuen Familie zu lebhaft, sie wollten sie wieder abgeben, weil sie fürchteten, ihr nicht gerecht zu werden. .
Wir haben Genny dann in einer Pflegestelle untergebracht. Ab dem Zeitpunkt der Rückgabe meldet sich die Familie immer wieder und erklärte, dass sie nicht sicher sei, dass ihre Entscheidung richtig war und sie die Kleine vermissen würden. Es gab jedoch bereits andere Interessenten für Genny, der Umzugstermin stand schon fest.
Kurz zuvor verletzte Genny sich in ihrer Pflegestelle noch und musste operiert werden, aber wenige Tage später zog sie in ihre neue Familie um. Dort zeigten sich dann Anfallserscheinungen, und Genny wurde in der Tierklinik Gießen einer eingehenden Untersuchung einschließlich MRT unterzogen. Die neue Familie sah sich nicht in der Lage, Genny nun mit der Diagnose, dass sie möglicherweise lebenslang mit Krampfanfällen zu kämpfen haben würde, zu behalten. Und da meldete sich die vorherige Familie wieder, sah es als Wink des Schicksals, dass sie doch "ihre" Genny zurückbekommen könnten und wollten "alles mit Genny durchstehen und sie nie mehr hergeben".
Wir ließen uns überzeugen, zumal Genny sich riesig freute, ihre Familie wiederzusehen. Aber wir hätten es wissen sollen, denn es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
Als durch weitere Untersuchungen feststand, dass Genny aufgrund einer Hirnschädigung (ob sie durch die Narkose oder ein vorgeburtliches Ereignis hervorgerufen wurde, ist ungeklärt) körperlich leicht behindert bleiben wird, das heißt, gelegentlich einen taumeligen Gang hat und immer wieder mal Krampfanfälle auftreten werden, machte die Familie erneut einen Rückzieher: Sie bat uns, für Genny "schnell eine liebe Familie zu finden". Als Gründe für die erneute Rückgabe wurden nun angeführt, dass man sie nicht immer ins Obergeschoss bringen könne, wo sie schlafen solle. Außerdem würde Genny sie in ihrer Mobilität behindern, wenn es um Urlaubsreisen mit dem Wohnmobil ginge. Und letztlich würden sie es einfach nicht ertragen, wenn Genny Krampfanfälle hätte.
Wir können darüber nur den Kopf schütteln:Genny würde es sicherlich nichts ausmachen, im Erdgeschoss zu schlafen, wenn sie dafür ihre Familie behalten könnte. Und warum kann ein behinderter Hund nicht im Wohnmobil mitfahren? Oder warum kann man unser Angebot, im Urlaubsfall für Genny da zu sein, nicht annehmen? Und wieso kann man seine Hündin nicht liebevoll begleiten, wenn sie denn mal einen Krampfanfall hat?
Auf die naive Vorstellung, "schnell eine liebe Familie für Genny zu finden", können wir nur sagen: Wie soll das gehen? Wenn schon eine Familie, bei der Genny von Welpe an gelebt hat, wo sie angeblich geliebt wird, sie abschieben möchte - warum sollte dann ein fremder Mensch, der keinerlei Bezug zu Genny hat, sich für sie, den behinderten Hund, entscheiden?
Wer will nicht mobil sein und sein Leben mit einem "gesunden" Tier verbringen?
Jedoch: Natürlich nehmen wir Genny zurück. Wir fühlen uns ein Leben lang für unsere Tiere verantwortlich. Und wir geben natürlich nicht auf und hoffen auf den einen, den ganz besonderen Menschen bzw. die einzigartige Familie, die Genny so nimmt wie sie ist, die sich nicht von den gelegentlichen Krampfanfällen abschrecken lässt, sondern sie dann liebevoll unterstützt und ansonsten zu schätzen weiß, was für eine liebe, freundliche Hündin Genny ist.
Leider haben wir keine Pflegestelle frei. Wenn sich bis Juli - dann will ihre aktuelle Familie in Urlaub fahren - keine Familie findet, die Genny in Pflege nimmt oder sogar adoptiert, bleibt nur, sie in eine Hundepension zu geben, mit der wir zusammenarbeiten. Aber wir fürchten, dass diese unruhige Umgebung Gift für Genny sein wird. Sie braucht eine ruhige, stabile, verlässliche Umgebung.
Juli 2013 Glücklicherweise fand sich eine Pflegefamilie, die bereit war, Genny die Fürsorge zu geben, die sie brauchte. Es schien sogar aufwärts zu gehen, wir alle freuten uns. Aber zunehmend gab es unterschiedliche Auffassungen in der medizinischen Behandlung von Genny. Auch stellte sich heraus, dass es sehr unterschiedliche Standpunkte gab, die Lebensqualität von Genny zu beurteilen. Als die Pflegefamilie dann von "Erlösen" sprach, konnten wir das nicht mittragen.
September 2013 Glücklicherweise gab es eine Lösung: Unsere Pflegestelle, die seit Vereinsgründung dabei ist und sich immer wieder der sehr alten und schwer kranken Tiere annimmt, hatte gerade ein Plätzchen frei, und so konnte Genny dorthin umziehen. In Gesellschaft freundlicher Hundekumpel durfte Genny ganz einfach so sein wie sie nun mal war. Die Umstellung auf andere Medikamente tat ihr außerdem gut, und immer wieder überraschte uns die Pflegemama mit kleinen Videosequenzen, die zeigten, welche Lebensfreude Genny trotz ihrer neurologischen Einschränkungen hatte bzw. welche Leistungen - die niemand von ihr erwartet hatte - sie plötzlich vollbrachte.
16. Mai 2014 Dann, fast von einem Tag auf den anderen, wollte ihr Körperchen nicht mehr, und wir mussten sie schweren Herzens gehen lassen. Rund neun Monate voller Liebe durfte Genny noch erleben. Wir wissen nun, dass es die richtige Entscheidung war, ihr diese Zeit zu geben, und wir wissen, dass sie diese Zeit genossen hat.
Kleine Genny, in unseren Herzen lebst du weiter.
Danke an die liebe Patin, die uns unterstützt hat, Gennys Tierarztkosten zu tragen.
Danke, liebe Regina, für deine unendliche Liebe und Fürsorge, mit der du Genny auf ihrem Weg begleitet hast.
Bitte lesen Sie hier noch den letzten Gruß von Regina an Genny:
Engel: Engel sind für mich Wesen, die einem den richtigen Weg zeigen und ein Stück des Weges begleiten.
Genny , du warst so ein Engel. Wir alle hier, sowohl Vierbeiner als auch die Zweibeiner, die dich kannten, haben durch dich nur gelernt. Gelernt, Toleranz zu haben und ein Wesen so zu nehmen, wie es ist.
Was macht es aus, wenn jemand eben anders ist? VIEL!!!! Denn man bekommt einen Weg aufgezeigt, den man vielleicht ohne nicht gegangen wäre. Eine neue Abzweigung im Leben, die einem einen neuen Weg zeigt. In ein anderes, toleranteres Leben
Du warst ein Schatz, und endlich angekommen, musstest du leider schon bald wieder gehen.
Aber die Zeit dazwischen hast du sehr genossen, und endlich durftest du Hund sein und dich ausprobieren. Wenn dabei auch ein paar Ecken meiner Möbel dran glauben mussten. Diese Ecken werden in Erinnerung gehalten!
Mach es gut, kleine Maus. Wir alle vermissen dich sehr.