Bei meinem Besuch im Canile Arzachena Ende März 2012 lernte ich zwei Neuzugänge kennen: Zwei alte Schäferhunde, beide mit verkrüppelten Ohren, die in sehr schlechtem Zustand aufgegriffen worden waren, als sie ziellos in der Gegend herumliefen. Leider verstarb der Rüde schon wenige Wochen später, und auch Lisa, die 11-jährige Dame, sah nicht wirklich gut aus. Aber so nach und nach erholte Lisa sich. Klar, sie ist kein junger Hupfer mehr, mit hoher Wahrscheinlichkeit sind auch ihre Hüften nicht mehr in Ordnung, aber sie strahlt Lebensfreude aus und scheint zufrieden zu sein, mit dem was sie hat. Doch bei jedem Besuch an ihrem Gehege, zu dem ich ihr immer spezielle Leckerchen mitbringe und die sie offensichtlich auch sehr genießt, könnte ich jedes Mal heulen, wenn ich in ihre Augen sehe. Ja, es gibt schlimmere Canili. Ja, es gibt Hunde, denen es schlechter geht. Ja, und es weiß keiner, wie viel Lebenszeit Lisa noch verbleibt. Aber das können ja keine Argumente sein, Lisa nicht zumindest eine kleine Chance zu geben, ihren Lebensabend in einer lieben Familie zu verbringen, in der sie einfach noch geliebt und verwöhnt wird, statt einsam und allein im Canile zu sterben.
Diese Chance wurde Lisa schließlich gegeben. Unsere lieben Kollegen Melanie und Frank nahmen sich ihrer an und holten die Seniorin zunächst als Pflegling sich. In ihrer Zeit in Deutschland blühte Lisa noch mal richtig auf. Sie genoß die liebevolle Zuwendung, die ihr solange gefehlt hatte, und auch körperlich stabilisierte sie sich und erkundete auf ausgedehnten Spaziergängen die Welt. Sie integrierte sich bestens in ihre neue Familie und war durch ihre freundliche und liebenswerte Art eine wunderbare Bereicherung. Als sich dann schließlich doch das Alter bemerkbar machte und lange Touren für sie zu anstrengend wurden, bekam sie von Melanie und Frank kurzerhand das "Lisamobil", mit dem sie dann auch weiterhin ganz bequem zu allen Aktivitäten "mitgeschoben" wurde :-) Auch auf unserem Sommerfest war Lisa ein gern gesehener Gast, dessen rollender Auftritt stets begeistert erwartet wurde. Und so war es fast nur eine Frage der Zeit, bis diese treue Hundeseele sich endgültig ins Herz ihrer Pflegefamilie geschlichen hatte. Schließlich wurde dieses freundschaftliche Band mit der offiziellen Adoption besiegelt, da sich keiner vorstellen konnte, Lisa noch mal umziehen zu lassen.
Umso trauriger sind wir nun darüber, dass Lisa über die Regenbogenbrücke gegangen ist. Und doch tröstet uns der Gedanke, dass sie ihren letzten Lebensabschnitt in einem trauten Heim verbringen durfte, wo sie geliebt und umsorgt wurde.
Liebe Lisa, komm gut auf die andere Seite. Du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben. Lesen Sie hier noch den Abschiedsgruß ihrer lieben Familie:
Lisa war etwas ganz Besonderes. Sie war eine absolute Kämpferin, die sich nie unterkriegen ließ. Sie lief trotz ihrer Beschwerden noch lange Zeit weite Strecken mit uns, und wenn sie kleine Hunde traf, war sie auch immer noch zum Spielen aufgelegt. Überhaupt, kleine Hunde waren das Größte! Und wenn sie später, als sie nicht mehr so weit laufen konnte, auf ihrem "Lisamobil" gefahren wurde, genoß sie es wie eine Königin :-) Und wenn ein Häschen allzu frech über den Weg lief, dann konnte sie auch schon mal unverhofft vom Wagen springen und dem Häschen nachjagen (naja, so gut sie das halt konnte). Aber der Lebenswille war einfach riesig. Und das hat uns so viel Freude geschenkt. Sie hat sich so toll entwickelt in den etwas über 1,5 Jahren, die sie bei uns war. Sie war so voller Zecken und so dünn, man mochte sie kaum anfassen, als sie zu uns kam. Und zum Schluss hatte sie ein solch schönes Plüschfell, mit dem man einfach nur kuscheln wollte. Was sie auch liebte, war Wasser. Wenn wir zum See gefahren sind, dann war ihr erster Weg ins Wasser, und dort lag sie auch schon mal gerne - natürlich durfte auch keine Pfütze ausgelassen werden. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen. Und sie hat bis zu ihrem letzten Tag alles genossen, das war das Schöne. Der Abschied kam sehr schnell und unverhofft, aber so musste keiner von uns lange leiden. Wir sind sehr dankbar für die Zeit, die wir miteinander hatten.