Als unsere Vereinsvorsitzende im Sommer 2013 die Quarantäneboxen im Canile Arzachena besuchte, stockte ihr vor einer dieser Boxen regelrecht der Atem. Ein Häufchen Elend lag darin in seinem eigenen Schmutz, von Wunden übersäht, und schaute sie aus todtraurigen Augen an. Diese Augen gehörten Mal, der erst wenige Tage zuvor in Canile gekommen war. Man hatte ihn nahe einer Straße gefunden, daher vermutete man einen Autounfall. Die Hüften seien gebrochen, und mit seinen Vorderbeinen würde auch etwas nicht stimmen. Man könne nichts für ihn tun ...
Sofort fiel die Entscheidung, dass Mal nach Deutschland geholt werden sollte, denn diesen Zustand wollten wir nicht akzeptieren, ohne alle Optionen geprüft zu haben. Es waren bange Tage, bis er endlich reisen durfte. Natürlich gingen uns viele Fragen durch den Kopf, denn niemand wusste, was wir für eine Prognose erhalten würden und welche Entscheidungen diese mit sich brächte. Dann endlich konnten wir Mal in der Tierklinik Heidelberg vorstellen.
Zunächst einmal bezweifelten die behandelnden Ärzte nach den eingehenden Untersuchungen, dass die Verletzungen von einem Autounfall herrühren würden. Sie seien dafür untypisch. Es würde eher alles darauf hindeuten, dass Mal schwerst misshandelt worden ist ... jemand hat ihn offensichtlich erschlagen wollen ... Wir konnten es gar nicht fassen. Was sind das für Monster in Menschengestalt, die einem Lebewesen so etwas antun? Wir können nur hoffen, dass das Universum einen gerechten Ausgleich schaffen wird. Die nächste schlechte Nachricht war, dass der Hüftbruch schon zu stark zusammengewachsen sei, so dass eine Operation nichts mehr bringen würde. Die gute Nachricht aber war, dass die Nerven nicht durchtrennt waren, und daher die große Chance bestand, dass Mal wieder ans Laufen kommen könnte. Ob sich seine Hinterbeine völlig wiederherstellen lassen würden, war natürlich nicht abzuschätzen. Es wäre auf jeden Fall ein langer Weg dorthin, der intensives Training und Physiotherapie erfordern würde.
Die erste Hürde war bald genommen, nämlich eine wunderbare Pflegefamilie zu finden: Elke und Wolfgang erklärten sich bereit, den kleinen Kerl bei sich aufzunehmen und mit ihm gemeinsam an seiner Wiederherstellung zu arbeiten. Sie haben mit unheimlich viel Herzblut und Fürsorge dafür gekämpft, dass es Mal stetig besser ging. Sie haben für eine konsequente physiotherpeutische Behandlung gesorgt und ihn in seinen zunächst kleinen, aber sichtbaren Fortschritten, unterstützt. Und, was sicherlich am meisten wog, sie gaben ihm mit unendlich viel Liebe das Vertrauen in die Menschen zurück. Mal hat seinen Lebensmut wiedergefunden, hat gerackert und gekämpft, und schließlich geschafft, was am Anfang kaum jemand zu hoffen gewagt hatte: Er kam wieder auf die Beine. Fortan lief er auf "Mali-Art" vergnügt durch die Welt, bereicherte das Leben seiner Pflegefamilie ungemein und wurde von allen Zwei- und Vierbeinern geliebt. Er war ein gern gesehener Gast auf unserem Sommerfest und hat auch dort für das ein oder andere Staunen darüber gesorgt, dass es sich bei diesem quietschfidelen Kerl um das einstige Häufchen Elend handeln soll.
Umso trauriger stimmt uns nun die Nachricht, dass Mal so plötzlich verstarb. Es stand schon fest, dass Mal nicht mehr hergegeben worden wäre und für immer bei Wolfgang und Elke bleiben sollte, wo wir ihm noch viele, viele wunderbare Jahre vergönnt hätten. Doch es ist uns ein kleiner Trost, dass unser Mali, der so viel in seinem kurzen Leben hatte durchmachen müssen, am Ende noch die Liebe und Zuneigung erhalten hat, die er mehr als verdient hatte.
Lieber Mal, du warst ein ganz besonderer kleiner Schatz und ein großer Kämpfer. In unseren Herzen wirst du immer einen Platz haben.
Lesen Sie hier noch den Abschiedsgruß seiner lieben Familie:
Geliebter Mal,
in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober schlug das Schicksal erbarmungslos zu und entriss unser Herzi mitten aus dem Leben. Mal, ein wahrer Kämpfer mit unbeugsamen Willen und großem Herzen, ist über die Regenbogenbrücke gegangen.
Als Mal vor gut zwei Jahren als Pflegehund zu uns kam, sahen wir ein Häufchen Elend mit traurigem Blick, voller Wunden und unfähig zu laufen. Alle vom ProTier-Team waren sich einig, dem Kleinen muss und soll geholfen werden. So begann unsere gemeinsame Reise. Physio war angesagt, Mali auf eine Karre und los ging es. Da stand Mal nun im Unterwasserlaufband, mit viel Geduld wurde das Ziel von drei Minuten erreicht, und als Bonus gab es noch eine Massage. Schnell wuchs ein enges Vertrauensverhältnis zu Mal. Das weckte wieder den Kämpfer in ihm, Mali steigerte sich in jeder Einheit und ging oft an seine Grenzen. Dann war der Bann gebrochen, Mal machte seine ersten kurzen Runden - unser erstes Highlight. Seine Wunden waren verheilt und er korrigierte seine Fußstellung alleine. Und schließlich kam sein liebes und vor allem fröhliches Gesicht zum Vorschein. So häuften sich die Highlights und irgendwann war klar, dass wir Mali nicht mehr ziehen lassen würden.
Auch kleine Rückschläge steckte der tapfere Kerl weg. Aus den kleinen Runden wurden große Runden durch Wald und Wiesen. Herzi spielte, als er sich stark genug fühlte, mit seinen Hundekumpels. Eine Einheit war gewachsen. Mali liebte das Schmusen und Toben mit uns, forderte es oft, und wir gaben es gerne. Dieser kleine wackere Kämpfer zeigte uns, dass Tierschutz richtig und wichtig ist - und Aufgabe keine Option. Jeder Augenblick war wie ein Geschenk für uns.
Bis zu jenem nicht vorhersehbaren Schicksalsschlag, der uns Mali raubte. Wir hoffen, dass dieses Scheusal, das Mali dies antat, eine gerechte Strafe ereilt und sein Leiden nicht ungesühnt bleibt.
Wir möchten uns auch im Namen von Mal bedanken bei Karin und Wolfgang Faulstroh, Karin Reg, Claudia Meidinger, Conny Raja, Julia Krempl und dem gesamten proTier-Team sowie Swantje Weidner, Birgit Karbowski und privaten Freunden. Insbesondere auch beim Team um Dr. Maurer und Leila Engelmeier von der Tierklinik Heidelberg, der Physiopraxis Klargang von Miriam Laura Franke und nicht zuletzt unserer Tierärztin Melanie Zimmer. Sie alle haben getan, was in ihrer Macht stand, und noch mehr, um Mal das Leben zu erleichtern. Erst durch diese lieben Menschen wurde uns überhaupt die Möglichkeit geben, zwei wundervolle Jahre an Malis Seite sein zu dürfen.
In tiefer Trauer und Liebe nehmen Abschied, Elke, Wolfgang, Nils und Malis Hundekumpel
Du wirst für immer in unseren Herzen sein. Danke Herzi!