Was tun die Menschen den Tieren nur immer an? Da legt man sich aus Prestigegründen einen Chow-Chow zu (... und das im brüllheißen Sardinien). Dann wird aus dem süßen Fellbündel ein richtiger Hund und man wird seiner überdrüssig. Also wird der arme Kerl zum Wanderpokal. Und landet schließlich bei Leuten, die ihn auch nicht wirklich haben wollen, und vegetiert über Jahre in einem winzigen Verschlag vor sich hin. Bis endlich jemand ein Machtwort spricht und Jerry aus dieser elenden Lage befreit.
Doch was ist inzwischen aus dem einst so schönen und stolzen Hund geworden? Dass sein Fell eine einzige Filzplatte war (von der wir ihn inzwischen befreit haben), ist dabei noch das kleinste Übel. Viel schlimmer ist, dass Jerry sich aufgibt, dass er eigentlich nur noch ein Häufchen Elend ist. Und dass er wahrscheinlich auch Schmerzen hat, denn seine Augen sind völlig verklebt und geschwollen. Was genau mit ihm los ist, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass wir ihm helfen müssen. Dass wir ihm Lebensmut und Lebensfreude zurückgeben können. Dass wir - hoffentlich - sein Augenlicht retten können.
01. Juni 2016: Glücklicherweise haben wir eine Pflegestelle gefunden, zu der er Mitte Mai reisen durfte und sein Pflegefrauchen fragte uns: "Seid ihr sicher, dass es der richtige Hund ist?" :-) Das Häufchen Elend, das vor uns lag erblühte Schritt für Schritt zu neuem Leben. Er erkundet neugierig den Garten, ist anderen Tieren aufgeschlossen und fasst auch zu seinen neuen Menschen Vertrauen. Direkt wurde er einem Tierarzt vorgestellt. Vorerst wird seine Augenentzündung behandelt und trotz seines "Umfangs" muss er auch noch ein paar Kilo zulegen. Erst nach der Gewichtszunahme, die jedoch langsam erfolgen muss, kann der Umfang der Augen-OP bestimmt werden.
Durch die Zwingerhaltung hat sich seine Muskulatur stark zurückgebildet, daher kann er noch nicht viel laufen, aber im Garten kann er nun fleißig nach Lust und Laune trainieren. Rundum entwickelt sich Jerry sehr positiv, teils muss man ihn sogar etwas bremsen, da er versucht, das bisher Versäumte nun schnell nachzuholen.
02. Juli 2016:
Der "neue" Jerry lässt grüßen :-) Wie wunderbar er sich entwickelt hat, kann man auf den Fotos erkennen. Die Behandlung der Augenentzündung hat gut angeschlagen. Nach einer weiteren Untersuchung der Augen bei einer Augenspezialistin wurde festgestellt, dass Jerry auf dem linken Auge oben und unten ein Entropium hat, welches durch das jahrelange reiben am Auge eine Trübung der Linse bewirkt hat. Jerry ist dadurch auf dem linken Auge blind. Am rechten Auge ist das Entropium nur oben. Das Auge ist nicht so stark geschädigt. Die Sehkraft ist etwas eingeschränkt, die Produktion der Tränenflüssigkeit ist ebenfalls eingeschränkt und bedarf einer Dauertherapie. Der OP Termin ist nun für den 18.7.16 angesetzt, hier wird eine beidseitige Lidkorrektur durchgeführt, damit Jerry endlich ein schmerzfreies Leben führen kann und die verbliebene Sehkraft im rechten Auge gerettet werden kann.
Das Laufen klappt immer besser und auch hier wurde eine der Ursachen entdeckt. Jerry hat ein Knötchen zwischen den Ballen, das die Ursache für seine Schmerzen sein könnte. Ein weiteres Knötchen wurde hinter seinem Ohr entdeckt, die nun im Zuge der Augenoperation untersucht werden sollen. Des Weiteren werden auch seine Zähne auf Vordermann gebracht, die unter der jahrelangen schlechten Haltung und Fütterung mit Abfällen, stark gelitten haben. Eine erneute Blutuntersuchung soll zeigen, ob Jerry für die geplante OP fit ist.
17. August 2016: Es war ein Schock für uns alle: Jerry hat den Kampf verloren.
Nachdem Jerry alle Operationen erfolgreich hinter sich hatte, seine Wunden verheilten, sein Fell nachwuchs, er in seiner Pflegestelle aufblühte und seine endgültige Adoption bevorstand, ging es ihm plötzlich wieder schlechter. Mittelmeerkrankheiten wurden ausgeschlossen, diverse Untersuchungen durchgeführt. Unsere Vereinstierärztin hatte einen Verdacht, bat auch die behandelnde Klinik um entsprechende Tests. Doch es ging ihm immer schlechter. Schließlich holten wir Jerry aus der Klinik in Duisburg und brachten ihn in die Klinik zu unserer Tierärztin. Diese stellte anhand der Unterlagen sofort fest, dass der von ihr gewünschte Test nicht erfolgt war, sondern einfach standardmäßige – aber in diesem Fall kontraproduktive – Mittel verabreicht worden waren. Trotz Notfallbehandlung durch unsere Tierärztin war Jerry nicht mehr zu retten. Die Fehldiagnose und Falschbehandlung – trotz anderslautender Anweisung unserer Tierärztin - hat Jerry das Leben gekostet.
Jerry könnte noch leben, wenn man den Anweisungen unserer Tierärztin gefolgt wäre. Daher mischt sich in unsere Trauer um Jerry, für den wir alles getan haben, damit er endlich noch ein gutes Leben führen darf, der unbändige Zorn auf die Ignoranz und den Hochmut mancher Tierärzte. Unser Vertrauen in die Tierärzteschaft, das ohnehin in den letzten Jahren durch mannigfaltige Erfahrungen massiv gelitten hat, ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
Jerry, der seiner Pflegestelle so ans Herz gewachsen ist, dass er für immer dort hätte bleiben dürfen, wird uns unvergessen bleiben.