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Linda (20.05.)


Ihre Geschwisterchen waren alle gesund ...
Was mag bei ihrer Geburt passiert sein? Von Anfang an hatte das kleine Katzenmädchen Probleme: Sie konnte nicht so krabbeln wie ihre Geschwister, und als diese anfingen, zu laufen und ihre kleine Welt zu erkunden, konnte Linda nur traurig zusehen. Ihre Beinchen wollten nicht so wie sie es gern wollte, sie hatte Probleme, ihre Geschäftchen zu verrichten - sie war eindeutig gehandicapt. Die Tierärzte auf Sardinien meinten nur, man solle sie doch "erlösen" ...

Aber wir wollten uns damit nicht abfinden. Wir hatten sie in der Hand gehalten, wir hatten in ihre Augen geschaut, die uns voller Vertrauen anblickten. Wie hätten wir da ihr Todesurteil sprechen können? Wir hatten schon so viele Tiere erlebt, die auch mit einer Behinderung ein lebenswertes, gutes Leben führen konnten. Warum sollte das bei Linda nicht auch möglich sein?

Aber - würden wir eine Pflegestelle finden, die in der Lage wäre, sich dieses kleinen Katzenmädchens anzunehmen und ihr die Fürsorge und Pflege geben zu können, die nötig sein würde? Mit einem Tierarzt in der Nähe, der herausfinden würde, was Linda fehlt, und der bereit wäre, Linda therapeutisch zu unterstützen? Wie glücklich waren wir, als sich liebe Menschen bereit erklärten, die kleine Linda in Obhut zu nehmen und auch die tierärztliche Versorgung gewährleistet werden konnte. So schnell wie möglich wurde Linda reisefertig gemacht, und im Mai 2013 durfte sie nach Deutschland reisen.

In der Pflegestelle angekommen, zeigte sich dann sehr schnell, dass Linda noch viel schlimmer geschädigt war, als wir es angenommen hatten. Ihr Darm funktionierte nicht richtig, je mehr sie sich bewegte, desto schlimmer war ihr Durchfall. Sie war insgesamt sehr mager, ihre Bauchmuskulatur war viel zu schwach ausgeprägt. Ein Hüftknochen war aus dem Gelenk gesprungen, und das würde immer wieder passieren, so lange sie nicht so viel Muskelmasse an den Beinen aufgebaut hätte, dass ihre Beinchen sie auch tragen könnten. Ob eventuell hinter all ihren körperlichen Gebrechen eine neurologische Schädigung stecken könnte, war nicht auszuschließen.

Aber sowohl die Pflegefamilie als auch die Tierärztin wollten nicht aufgeben - sie hatten Linda ja längst ins Herz geschlossen. Linda zeigte sich auch als kleine Kämpferin, immer wieder versuchte sie, sich hochzustemmen und auf allen vier Beinchen zu laufen. Und wenn das mal nicht klappte, dann rutschte sie eben geschwind auf dem Popo von einer Zimmerecke in die andere. Auch im Garten fühlt sie sich sehr wohl und versucht, mit den anderen Katzen in der Familie mitzuhalten.

http://www.youtube.com/watch?v=dINqiLeSMqY&feature=youtu.be

Alles in allem scheint Linda ihr Leben zu genießen, auch wenn es viele Rückschläge gibt. Nicht nur, dass wahrscheinlich - wenn sie ausgewachsen ist - eine Femurkopfresektion und eine Knieoperation notwendig sein werden, es ist auch ungewiss, inwieweit sich all ihre übrigen Probleme beheben lassen. Nach wie vor hat sie zu wenig Bauchmuskulatur aufgebaut, um den durch das Megacolon verursachten Verdauungsproblemen entgegenzuwirken. Weil sie immer wieder wund war, wurde kürzlich ein Allergietest durchgeführt, und der hat nun ergeben, dass sie gegen viele Bestandteile normalen Katzenfutters allergisch ist. Nach langem Suchen hat ihr Pflegefrauchen nun zwei Futtermarken gefunden, die von Linda vertragen werden.

Trotz aller Schwierigkeiten sind sich jedoch sowohl das Pflegefrauchen als auch die Tierärztin einig, dass Linda sich ihres Lebens freut. Einige Handicaps werden sich, wenn sie älter ist, operativ beheben lassen. Derzeit liegt der Schwerpunkt der Maßnahmen, Linda zu kräftigen und ihr eine gute Lebensqualität zu bieten. Und wenn sie mit den Katzen der Familie, mit denen sie Freundschaft geschlossen hat, spielt, rauft und kuschelt, dann macht sie einen glücklichen Eindruck - ganz wie eine "normale", gesunde Katze auch.

20. Mai 2016


Heute erhielten wir die traurige Nachricht, dass die kleine, tapfere Linda über die Regenbogenbrücke gegangen ist. Ihr Pflegefrauchen hat sich mit diesen bewegenden Texten von ihr verabschiedet:

"Als du geboren wurdest, regnete es,
aber nicht weil es regnen sollte,
sondern weil der Himmel weinte,
da er seinen schönsten Stern verloren hatte.
Jetzt scheint wieder die Sonne.
Nicht weil sie scheinen sollte,
der Himmel war nur so glücklich darüber,
seinen schönsten Stern wieder bei sich zu haben.
Doch nun weinen unsere Herzen."

Liebe Linda,

der Schock darüber, dass Du uns ohne jede Vorahnung verlassen musstest, sitzt immer noch so tief, dass es viele Wochen gedauert hat, bis ich überhaupt Abschiedszeilen schreiben konnte. Fassungslosigkeit breitete sich in mir aus, als der Anruf aus der Praxis kam, um mir mitzuteilen, dass Du morgens einfach tot in Deinem Käfig gelegen hast. Du hattest eine Operation wunderbar überstanden, die Klammern waren gezogen, und zu Hause war alles für Deine Rückkehr vorbereitet. Freitags hatte ich Dich noch besucht und Dir versprochen, Dich Montag nach Hause zu holen. Und dann kam Sonntag dieser Anruf, der eine kleine Welt zusammenbrechen ließ.

Und wie soll man ein solches Leben in einigen Zeilen zusammenfassen? Ein Leben, das nur 3 Jahre gedauert hat?

Nie werde ich den Tag vergessen, als ich Dich an einem Autobahnparkplatz entgegennahm. Du hattest eine Tagesfahrt in einem überfüllten Kofferraum einer Mitfahrgelegenheit hinter Dir, warst unendlich durstig und hungrig, gerade einmal etwas über 3 Monate alt, und trotz allem bist Du fröhlich aus Deiner Box geklettert. Eine Odyssee von Diagnosen und Behandlungsversuchen begann, unterbrochen von Ratlosigkeit darüber, wie man Dir mit all diesen Deformierungen und Krankheiten überhaupt helfen könnte. Aber wir haben den Kampf aufgenommen. Den Kampf gegen einen völlig deformierten Rücken, verformte Hüften und Beine, eingeklemmte Nerven, gegen einen Darm, der kaum beherrschbar war, gegen die Inkontinenz und die unendlich vielen Allergien. Nicht selten musstest du täglich zum Tierarzt, doch Du warst eine echte Kämpferin. Immer fröhlich, für jeden Blödsinn zu haben. Du hast in Amélie eine Ersatzmutter gefunden, hattest viele Freunde und hast mit Deinem Rollwagen auch den Garten erobert.

Durch all die vielen Sorgen sind wir zwei so unendlich zusammengewachsen, jeder Tag war eine neue Herausforderung. Umso größer ist nun das Loch, das entstanden ist. Wir konnten uns nicht einmal voneinander verabschieden! Du bist einfach alleine in diesem Käfig gestorben, ein unerträglicher Gedanke. Die Untersuchungen haben ergeben, dass Du einen weiteren Defekt hattest. Gefäße an der Leber waren falsch angewachsen und eines ist geplatzt. Du bist innerhalb von Sekunden verblutet. Ganz friedlich eingerollt hat die Tierärztin Dich morgens gefunden. Aber dieses Gefäß hätte auch erst in 10 Jahren platzen können...warum nur war Dir nicht mehr Zeit auf dieser Welt vergönnt?

Es tut mir unendlich leid, und mir fehlt nicht nur Dein süßes Gesicht mit den Kulleraugen, auch die Rufe morgens, wenn Du Hunger hattest, und mir fehlen sogar die vielen Sorgen. Wir haben so lange für Deine Lebensqualität gekämpft, nun hättest Du es wirklich verdient gehabt, noch lange etwas davon zu haben. Aber es sollte nicht sein.

Ich habe einen schönen Text gefunden, der mir ein wenig geholfen hat:

"Abschied ist der Anfang der Erinnerung
Vielleicht ist es manchen Tieren nicht bestimmt lange hier bei uns auf der Erde zu sein. Vielleicht sind manche Tiere nur auf der Durchreise oder sie leben ihr Leben schneller als die anderen. Sie brauchen gar nicht 20 Jahre unter uns zu sein, um etwas zu erledigen. Sie schaffen es im Handumdrehen. Manche Tiere kommen in unserem Leben nur kurz vorbei um alles zu bringen. Ein Geschenk, eine Hilfe, eine Lektion, die wir gerade brauchen, irgendetwas. Und das ist der Grund, warum sie zu uns kommen. Nur auf einen Sprung, sozusagen. Dieses Tier hat uns etwas beigebracht über die Liebe, über das Geben, darüber, wie wichtig jemand sein kann. Das war sein Geschenk an uns. Es hat es vorbeigebracht und dann ist es wieder gegangen. Vielleicht musste es nicht bleiben, denn es hat sein Geschenk  abgegeben und dann war es frei, weiterzureisen, weil es eine ganz besondere Seele war. Aber das Geschenk wird uns für immer bleiben."

Mach´s gut kleine Linda, ich habe jeden Tag mit Dir genossen. Amélie ist Dir vorausgegangen und wird dort, wo Du jetzt bist, sicher wieder auf Dich aufpassen. Ich werde Dich nie vergessen, Du hast schließlich Dein Geschenk hinterlassen!"

Wir danken dem Pflegefrauchen für die aufopferungsvolle Fürsorge. Wir werden die tapfere kleine Kämpferin Linda nicht vergessen.




 
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