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Morgano (26.07.)


Im November 2017 bat man mich am Ende meines Besuchs im Rifugio der LIDA, mir doch noch einen Notfall anzuschauen. Man führte mich in den Quarantänebereich, wo in einem der Käfige dieses Häufchen Elend lag. Der junge Maremmano war mit schweren Verletzungen gefunden worden, besonders sein rechtes Vorderbein sah übel aus. Natürlich sagte ich Hilfe zu, betonte auch, dass wir versuchen werden, Morgano so schnell wie möglich nach Deutschland zu holen, um ihn dort in die Hände von Spezialisten zu geben. Zu oft hatten wir ja schon erlebt, dass vor Ort ausgeführte Operationen nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten. Uns war dann nur noch geblieben, entweder aufwändig versuchen zu müssen, das Ergebnis noch zu verbessern, oder zu resignieren und hinzunehmen, dass nichts mehr zu retten war.

Doch schon wenige Tage nach meiner Rückkehr nach Deutschland kamen dann schon die Fotos und die Information, dass man sich zur Operation entschieden hätte, weil das Bein ja ohnehin nicht mehr zu retten gewesen sei. Es mag sein, dass auch in Deutschland die Entscheidung zur Amputation gefallen wäre, aber wir hätten Morgano gern zumindest die Chance gegeben, dass es vielleicht noch eine andere Lösung gegeben hätte.

Nun ist es aber wie es ist. Morgano kann ja auch als Dreibein ein gutes Leben führen. Es sind ja eher wir Menschen, die das "Handicap" sehen. Die Tiere - Hunde wie Katzen - kommen damit meist bestens zurecht. So hoffen wir nun also, auch für Morgano das passende Zuhause zu finden.

20. Februar 2018:


Während unserer Sardinientour Mitte Februar 2018 besuchten wir natürlich auch das Rifugio der LIDA in Olbia. Neben etlichen Neuzugängen, die wir kennenlernten, trafen wir bei unserem Gang durch die Anlage auch einige "alte Bekannte" wieder. So auch Morgano, nach dem wir gezielt gefragt hatten, denn wir hatten ihn nach seiner Operation noch nicht selbst gesehen. Wir fragten auch noch mal nach, warum die OP so schnell erfolgt war. Es hatte wohl keine andere Wahl gegeben, da Morgano solch starke Schmerzen bekommen hatte, dass er sich vor lauter Verzweiflung selbst das Fleisch von dem verwundeten Knochen gerissen und sich dadurch alles rasend schnell entzündet hatte.

Morgano lebt nun in einem der Durchgänge zwischen zwei Containern, in denen die Quarantäne und das Ambulatorio untergebracht sind. Dort ist es zwar überdacht und trocken, aber auch extrem beengt, denn es sind dort nicht nur einige andere, zum Teil sehr lebhafte Hunde untergebracht. Sondern es ist zudem sehr unruhig, weil hier ständig auch die Mitarbeiter durchlaufen, um zwischen der Piazza und den hinteren Bereichen hin und her zu gelangen.

Morgano sah sehr gut aus, er hatte schönes, sauber gepflegtes Fell und sogar sein eigenes Körbchen. Aber irgendwie wirkte er nicht glücklich, was nach unserer Einschätzung aber weniger mit dem fehlenden Bein zu tun hat (die Wunde ist gut verheilt, er kommt gut damit klar), sondern mit dem Gedränge und dem Gewusel von Hunden und Menschen.

Für Morgano wünschen wir uns sehr, dass er diese Enge und den Stress bald hinter sich lassen und nach Deutschland reisen kann.

Dann, endlich, fand sich eine wunderbare Pflegefamilie. Und - dank lieber Flugpaten - war es Mitte Juni 2018 soweit: Der bildhübsche Morgano durfte das Rifugio verlassen und nach Deutschland reisen. Wir alle waren unglaublich glücklich. Dachten, nun wird alles gut für Morgano. Und so entwickelte es sich ja auch: Morgano genoss sein neues Leben, das konnte man auf den Bildern sehen, die uns erreichten. Seine Pflegeeltern schlossen ihn ganz fest ins Herz. Mit der vorhandenen Hündin verstand er sich bestens, die beiden wurden ganz schnell ein Herz und eine Seele. Es kamen schon erste Andeutungen, dass man sich vorstellen könnte, dass Morgano nicht nur in "Pflege" sei ... Was hätte für Morgano schöner sein können, als bleiben zu dürfen, endlich zu wissen "das ist mein Zuhause, das ist meine Familie" ...

Dann kam die Nachricht, dass es Morgano nicht gut ginge. Er hatte Fieber, mochte nichts essen, verlor an Gewicht. Natürlich wurde er sofort tierärztlich behandelt, zusätzlich ein Test auf Mittelmeerkrankheiten veranlasst. Das Ergebnis Leismaniose und Filarien war nicht schön, aber im Grunde noch nicht besorgniserregend. Die entsprechend Therapie wurde sofort begonnen. Morgano schien sich zu erholen. Wir waren voller Hoffnung und Zuversicht. Umso schlimmer traf uns alle die schreckliche Nachricht, dass Morgano in der Nacht zum 26. Juli 2018 für immer von uns gegangen ist.

Wir waren alle zutiefst geschockt, unsere Tränen waren nicht aufzuhalten. Lieber Morgano, du hast die Herzen aller, die dich kennenlernen durften, berührt. Wir werden dich nicht vergessen. Möge es dir hinter dem Regenbogen, auf der goldenen Wiese, gut gehen.

Auch die Pflegefamilie, der wir unendlich dankbar sind, dass Morgano bei ihnen eine wunderschöne Zeit voller Liebe und Geborgenheit erleben durfte, nimmt liebevoll Abschied:

Morgano, kleiner Prinz, wir holten Dich aus Italien, da wir einen Partner für unsere Floretta und einen Freund für uns suchten. Als wir Dich sahen und erfahren haben, was Du in Deinem kurzen Leben durchgemacht hast, waren wir von Deiner Stärke imponiert. Als man Dir Dein Bein genommen hat, hast Du nicht aufgegeben, auch das Leben in einem Wäschekorb hast Du ertragen. Als Du vor knapp sieben Wochen zu uns gekommen bist, hast Du wieder Vertrauen zu Menschen gefasst. Du hattest einen großen Garten, eine Spielgefährtin und Menschen, die Dich liebten. Keiner wusste, dass in Dir noch Schlimmeres schlummerte. So, dass Du jetzt gegangen bist. Wir haben Dir versprochen, dass Du bei uns bleiben darfst, und das wirst Du auch. In unseren Herzen und bei uns zu Hause an einem schönen Platz. Danke, dass wir Dich kennenlernen durften, und danke auch an proTier e. V. für die tolle Unterstützung.

Deine Familie Floretta, Adriane, Gerda, Selina, Aaron und Guido. Lebewohl unser Prinz.



 
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