Im April 2007 - damals waren wir noch in einem anderen Verein engagiert - waren Wolfgang und ich zum ersten Mal im Rifugio der LIDA Olbia. Was wir dort sahen und erlebten, hat uns zutiefst berührt. Zwar hatte man uns schon durch Erzählungen vorbereitet, aber das Elend dann mit eigenen Augen zu sehen, ist dann doch etwas ganz anderes. Wir meinten, die tiefe Traurigkeit, die über diesem Ort lag, körperlich zu spüren. Viele Tränen flossen … und das Erlebte grub sich fest in unsere Herzen.
Nicht ganz zwei Jahre später verließen wir den Verein, um einen neuen Weg einzuschlagen. Im April 2009 gingen wir mit unseren neuen Verein proTier e.V. an den Start. Die beiden anderen deutschen Vereine, die seinerzeit Tierschutzarbeit auf Sardinien leisteten, sowie die weiteren im Laufe der Jahre hinzugekommenen Vereine, wurden mit dem Ziel gegründet, das Rifugio der LIDA Olbia zu unterstützen.
Das haben wir nicht getan. proTier e.V. wurde gegründet, um privaten Partnern und kleinen Organisationen zu helfen. Weder bei unserer Gründung noch später wollten wir mit den anderen Vereinen konkurrieren. Die Insel ist schließlich riesengroß, das Tierelend unbeschreiblich. Wir wollten „unser eigenes Ding“ machen, um den sardischen Tieren bestmöglich zu helfen. Und im Laufe der Jahre sind wir mit unseren Projekten stark gewachsen, konnten schon Tausenden von Hunden und Katzen auf unterschiedliche Weise helfen.
Natürlich trafen wir auch immer wieder LIDA-Mitarbeiter am Flughafen, man sprach miteinander, half sich auch gegenseitig mal beim Check-in der Tierboxen. Und so geschah es dann im September 2015, dass Marco mich ansprach und fragte, ob proTier denn nicht auch den Tieren im Rifugio helfen könnte ...
Zu der Zeit waren wir bereits sehr erfolgreich und hatten eigentlich schon die Grenzen unserer Kapazität erreicht. Es war nicht unsere Absicht, weiter zu expandieren. Dennoch sagte ich zu, bei meinem nächsten Sardinien-Aufenthalt das Rifugio zu besuchen.
Tja, und dann nahm es seinen Lauf: Mein Besuch im Rifugio Ende Oktober 2015, das ich seit vielen Jahren nicht mehr betreten hatte, berührte mich so sehr, dass ich das proTier-Team fragte, ob es bereit wäre, noch mehr Zeit und Energie zu investieren, um auch den Tieren im Rifugio helfen zu können.
Das Team stimmte freudig zu, und noch in den letzten Tagen des Jahres 2015 holten wir die ersten drei Hunde aus dem Rifugio nach Deutschland. Und ab 2016 legten wir dann richtig los. Seitdem waren auch Team-Mitglieder schon mehrfach im Rifugio, für Wolfgang und mich gehört der Besuch des Rifugio inzwischen zum Standardprogramm unserer regelmäßigen Arbeitsreisen. Das gegenseitige Vertrauen wuchs und festigte sich, und die Zusammenarbeit mit der LIDA ist ein fester und erfolgreicher Teil unseres Tierschutzprojekts geworden.
Der Erfolg lässt sich auch beziffern: Seit dem offiziellen Start im Januar 2016 bis Ende Dezember 2021 haben wir rund 1.400 Hunde und 260 Katzen nach Deutschland geholt, um sie hier in gute Familien mit jeweils passendem Umfeld zu vermitteln.
Nicht unerwähnt wollen wir an dieser Stelle lassen, dass wir nicht nur die „süßen“ Welpen und Kitten holen und auch nicht „auswählen“. Die Tiere, für die Hilfe erbeten wird, werden uns vorgestellt und wir nicken … ganz egal, ob es sich um junge oder alte, große oder kleine Tiere handelt, solche mit chronischen Krankheiten, mit Handicap oder akutem Behandlungs- oder Operationsbedarf in Deutschland. Viele Tausende von Euro haben wir inzwischen für Operationen, Therapien oder auch dauerhafte Unterbringung in Pflege- oder Gnadenbrotfamilien aufgebracht. Und sofern uns unsere bisherigen Unterstützer nicht im Stich lassen, werden wir diese Hilfe für die Katzen und Hunde des Rifugio der LIDA Olbia auch zukünftig leisten können.